Donnerstag, 17. Januar 2013

Quartalsbericht 1 von Rebekka


Rebekka Lühmann
weltwärts 3+10
Tansania, Mbeya, Chuo Cha Walemavu

Quartalsbericht
    Abgabe 01.02.2012

Die Vorbereitungsphase
Sozialpraktikum habe ich in der Heimstatt Röderhof Diekholzen verbracht, in einem Wohnbereich, wo 10 geistig und körperlich beeinträchtigte Jugendliche leben. Sie leben in einer „familienähnlichen Struktur“ wo die Erzieher Begleiter und Hilfesteller im Alltag der Jugendlichen sind. Zu meinen Aufgaben gehörte das Wecken morgens, Anziehen, Zähneputzen, für und mit den Bewohnern Frühstück machen, essen und in die Schule bringen. Während der Schulzeit war Hausarbeit angesagt: Wäsche waschen, Geschirr spülen, Putzen, Zimmer aufräumen bei den Bewohnern, die nicht in der Lage sind dieses selbst zu übernehmen und Dokumentationen über Hygiene und Gesundheit der Bewohner schreiben. Mittagessen kriegen die Bewohner in der Schule, die sich direkt auf dem Gelände befindet, um halb 3 werden die Bewohner dann zurück in den Wohnbereich gebracht. Zuerst ziehen alle ihre Jacken und Straßenschuhe aus und dann wird sich getroffen um zu erzählen wie es in der Schule war und was jeder heute noch so vor hat.
Am Nachmittag stehen für manche Ergotherapie, Logopädie oder Arztbesuche an, die anderen können frei entscheiden ob sie rausgehen wollen, den Kiosk besuchen oder drinnen etwas basteln wollen. In den Schulferien gab es einen Aktivitäten Kalender und wir haben Tagesausflüge in Städte, in den Zoo oder in Freizeitparks gemacht.
Abends wird dann geduscht, sich gewaschen, Abendbrot vorbereitet, gegessen, Zähne geputzt und evtl noch eine halbe Stunde fern gesehen.
Gearbeitet wurde im Schichtdienst, entweder von  7 Uhr bis 15:30 Uhr oder von 12 Uhr bis 20:30 Uhr.
Die Arbeit auf dem Röderhof hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich konnte viele Eindrücke und Erfahrungen an diesem Ort gewinnen!


Vorbereitungsseminare
Der Schnupperkurs Kiswahili war rückblickend total sinnvoll! Ich konnte in die Sprache ein bisschen reinschnuppern und die großen Unterschiede vorher mit etwas „Abstand“ feststellen, bevor dann der knapp 3 wöchige Sprachkurs doch sehr arbeitsintensiv mir eine gute Grundlage für mein Auslandsaufenthalt gegeben hat.
Das „Aussendungsseminar“ kurz vor Abflug war auch aufjedenfall notwendig und gut gelegen, dass man ein sicheres Gefühl so kurz vor der großen Reise bekommen kann. Es war gut strukturiert, mit Sprachelementen gespickt und die Aussendungsfeier mit Gottesdienst war sehr gelungen.

Gemeinsame Anreise
Dann eine kurze Zeit zu Hause und ehe man sich versieht trifft man die Anderen am Bahnhof in Hannover wieder, um zusammen nach Frankfurt zum Flughafen zu fahren, um (man kann es immer noch nicht glauben) 10 Monate in Tansania zu leben!!!!

Inkulturationswoche
Man steigt ins Flugzeug, sieht die Flugroute über Monitore im Flugzeug und 24 Stunden später ist man plötzlich auf einem anderen Kontinent, heißes Klima, knallende Sonne, Menschen, die nicht meine Sprache sprechen, Autos die auf der anderen Straßenseite fahren, Palmen, Staub, Tiere mitten in der Stadt, Wellblechhäuser, alles ungewohnt, alles neu, 349838 Eindrücke, die auf mich einprasseln, als wir vom Flughafen in Dar es Salaam zum Agape Center fahren, dicht gequetscht mit Koffern und Sack und Pack im Kleinbus, ohne Klimaanlage.
Es ist so viel, es ist so aufregend, die Freude ist groß, endlich da zu sein, wo man so lange drauf hingearbeitet hat! Doch dann überwiegt die Müdigkeit und ich erwache erst wieder, als wir am Agape Center angekommen sind.

Die erste Woche zusammen mit allen Freiwilligen war super! Man wurde nicht direkt ins kalte Wasser geschmissen, sondern konnte erstmal im Schutz der Gruppe Beobachter spielen, erste Worte Kiswahili ausprobieren und die Reaktionen der Tansanier in der Gruppe diskutieren, wir konnten nochmal so richtig Tourist sein und den Strand von Dar es Salaam genießen.


Ankunft in der Einsatzstelle
Nach den 5 Tagen in Dar es Salaam ging es in die Einsatzstelle per Reisebus. Die zwölfstündige Busfahrt war sehr anstrengend und etwas zertreut kamen wir mitten in der Nacht hier in der Chuo Cha Walemavu an. Wir wurden total lieb begrüßt von den Schülern und den Schwestern, das toll gekochte Essen konnte ich leider nicht mehr so genießen und wünschte mir nur noch ein Bett. Der Schutz der Gruppe entfällt und aufeinmal verstehe ich nur noch Nicola, meine Einsatzstellenpartnerin verbal. Alle anderen Menschen um mich herum sprechen eine Sprache, die ich nicht verstehe, und sie sprechen viel schneller und undeutlicher als unsere Kiswahililehrerin Ute Litschl, dass es unmöglich ist irgendwas zu verstehen. Die Frustration, dass man nichts versteht und nichts kann war kein Zuckerschlecken. Ich hatte das Gefühl ganz von null anzufangen, man musste mir zeigen wo man Zähne putzt, weil hier keine Waschbecken sind, man musste mir zeigen Wäsche mit der Hand zu waschen und nicht zu vergessen war es total wichtig jetzt so schnell wie möglich Kiswahili zu lernen!
Die erste Woche hier in der Chuo würde ich als mein Lowlight bezeichnen, rückblickend war diese Zeit wahrscheinlich mein Kulturschock, ich fühlte mich überfordert und gleichzeitig unmündig.
Der Besuch von Brigitte Schnitzler, der Organisatiorin aus Deutschland, war defintiv mein Wendepunkt. Sie erinnerte mich dran, dass man am Anfang nicht viel erwarten sollte und alles langsam angehen muss, damit man nicht unter seinem eigenen Druck zerbricht. Diesen Ratschlag setzte ich sofort um und meine Laune und mein psychisches Befinden besserte sich schlagartig.

Die Arbeit
Im Oktober/Novemeber unterrichteten wir dann 4 Wochen die körperlich und geistig Beeinträchtigten Internatbewohner (im Alter von 12 – 29 Jahren) in Englisch und Mathe. Nicht ganz so einfach, wenn man die Sprache nicht beherrscht. Zum Glück haben Nicola und ich zusammen unterrichtet und die Nählehrerin Roswitha war auch immer dabei und hat notfalls den Schülern erklärt, was wir von ihnen wollen. Das Unterrichten hat mir sehr viel Spaß gemacht, zwar gibt’s hier keine Schulbücher oder einen Lehrplan, dafür dürfen wir selber entscheiden was und wie wir unterrichten, das genieße ich sehr!
Als die Schüler dann für die Ferien nach Hause fuhren und kein offizieller Unterricht angesagt war, fing ich an im Krankenhaus, das sich hier auf dem Gelände befindet, zu arbeiten.
Ich genieße sehr, noch ein anderes Berufsfeld kennen zu lernen, meine Kollegen sind sehr nett und die jungen Krankenschwestern sind zu Freunden geworden. Meine Tätigkeiten im Krankenhaus sind Babys und Kleinkinder wiegen, Vitamintabletten verteilen und dieses Dokumentieren, von 8 bis 1 Uhr. Nach Feierabend gehe ich zurück in die Chuo, Mittagessen. Im Anschluss erledige ich Arbeiten wie Waschen, Aufräumen oder in der Küche helfen. Wenn abends Zeit und Lust da ist, gehe ich mit Nicola joggen, was ich sehr genieße um den Kopf frei zu kriegen. Abends nach dem Duschen sitzen wir oft noch mit den Schülern zusammen, reden über Themen die uns interessieren, vergleichen deutsche Sitten mit tansanischen oder singen und spielen Ukulele. Gerade am Anfang waren die Abendstunden unsere Kiswahili Nachhilfe. Die Schüler sind sehr bemüht uns alles zu erklären und nochmal zu wiederholen und nochmal zu wiederholen.


Wohnsituation
Ich teile mir mit Nicola ein Zimmer, wir wohnen direkt in der Chuo, die Nonnen, die unsere Vorgesetzten und Mütter zugleich sind, wohnen im Nachbarhaus.

Als Highlight würde ich die jetztige Situation, Mitte Januar, bezeichnen. Die Schüler sind wieder da, es herrscht Trubel und Langeweile kommt selten auf. In den Alltag habe ich mich eingefunden und dieser Platz ist mein zweites zu Hause geworden. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit, meinen Tätigkeiten und dem sozialen Umfeld und freue mich auf die nächsten 7 Monate!

Biiiilder

Nicola und Carolina an Weihnachten

Rahabu, Rebekka, Susanna, Flora und Nicola an Weihnachten

Vor dem Tor der Chuo Cha Walemavu

Silvester Gruppenbild

Krawall und Remmidemmi :D

Samstag, 12. Januar 2013

Heri ya mwaka mpya!

Hallo alle Daheimgebliebenen,

aus einem Internetcafe in Mbeya wuenschen euch Rebekka und Nicola ein frohes neues Jahr 2013! Ist ja schon eine Weile her, dass wir uns das letzte Mal gemeldet haben, aber die Schuld traegt ganz allein die Internetverbindung.

Es ist auch ein bisschen was passiert in den letzten anderthalb Monaten. Listen wir mal chronologisch auf:

Unsere Adventszeit
Weiterhin konnten wir uns eher weniger in Weihnachtsstimmung bringen.. Auch selbstgebackene Kekse von zu Hause steckten uns nicht wirklich mit ihrem Weihnachtsflair an. Der Alltag verlief ganz normal, ein Wochenende haben wir auch Stella und Marie, zwei andere Freiwillige, im zwei Stunden entfernten Ort Vwawa besucht. Das war schoen, wir haben viel erzaehlt ueber unsere jeweiligen Erlebnisse und haben viele neue Gesichter gesehen.

Weihnachten
Die Festtage bestanden hauptsaechlich aus Essen und Messen (das reimt sich sogar!). An Heiligabend war es fuer uns sogar ein bisschen komisch, da die Kirche ueberhaupt nicht so ueberfuellt war wie in Deutschland immer. Das liegt daran, dass viele Leute hier im Dunkeln nicht mehr rausgehen, weil es dann auf den Strassen relativ gefaehrlich ist. Desto mehr Leute trafen wir dafuer am ersten und zweiten Weihnachtstag in der Messe, am zweiten Weihnachtstag fand sogar eine Taufe mit lediglich so 20 bis 30 Kindern statt. Sehr erfreulich - die Messe ging dann nur drei Stunden. Aber an diese langwierigen Gottesdienste gewoehnen wir uns so langsam - die Afrikaner haben einfach fuer alles mehr Zeit. Wenn ueberhaupt werden Geschenke am Boxing Day, am 26., verteilt, aber sie haben laengst nicht so einen grossen Stellenwert wie in Deutschland. Essen ist viel wichtiger. ;-)

Dazwischen
Ein kleines Highlight zwischen den Feiertagen war fuer uns der Besuch im Haarflechtsalon mit Eva, ihrer Tocher Immaculatha und Flora. Fuenf Stunden sassen wir dort und warteten darauf, wie Eva, die eigentlich relativ kurze Haare hat wie die meisten Afrikaner, Rastas mit kuenstlichem Haar geflochten wurden. Da wir irgendwann unter Zeitdruck kamen, weil wir eigentlich vor Dunkelheit zu Hause sein sollten, sassen fuenf Flechterinnen (inklusive Rebekka) auf dem Boden um sie herum und halfen mit. Um acht Uhr Abends war der Kopf erst halb fertig und wir mussten im Dunkeln aufbrechen. Da der Haarsalon drei Kilometer von unserem zu Hause weg ist, riefen wir Luka an, dass er uns mit dem Auto abholt. Zum Glueck trafen wir dann aber auf der Strasse zufaellig einen freundlichen alten Mann aus der Kirche, der uns auf der Ladeflaeche seines Pickups mitnahm.

Silvester/Neujahr
So wie die Geschenke an Weihnachten ist das Warten auf das neue Jahr nicht so wichtig. Viele Leute sind schlafen gegangen, aber wir haben fuer die Schueler in der Chuo eine kleine Feier organisiert. Es gab Spaghetti mit Tomatensauce, Soda und Musik zum Tanzen. Alles in allem war es schoen, die Schueler haben sich darueber gefreut, auch wenn nich alle bis saa 6 (0 Uhr) durchgehalten haben.
An Neujahr waren wir dann bei der Naehlehrerin der Chuo und unserer Freundin, Roswitha, zum Mittagessen eingeladen.


Am Montag geht die Schule wieder los und so langsam finden sich alle Schueler wieder ein. Wir freuen uns darauf und werden euch, sobald wir die Moeglichkeit haben, davon berichten!

Alles Liebe,
Rebekka und Nicola